Die Welt, so wie Du sie wahrnimmst, ist nur ein Konstrukt. Nein – das ist nicht der Beginn von Matrix oder einem SciFi-Roman 😉 In diesem Beitrag erfährst Du, wie jede von uns sich ihre eigene Wirklichkeit kreiert, warum Du deshalb das bist, was Du glaubst, und wie Dir das Wissen über Deine Glaubenssätze im Alltag hilft.
Was glaubst Du über Dich selbst und die Welt?
Vielleicht so etwas wie:
- Du bist gut in Themen A und B („Ich bin ein Organisationstalent“, „Ich kann gut singen“…), aber nicht in Themen C und D? („Ich bin halt nicht kreativ…“, „Ich kann mir keine Namen merken“, …)
- Man muss sich anstrengen, um erfolgreich zu sein
- Andere haben mehr Glück als ich
- Ich kann alles schaffen
- Karriere und Familie zusammen geht nicht – ich muss mich für eines entscheiden
- …
Egal, was genau es ist, was Du über Dich und die Welt denkst – es ist nicht die Wahrheit. Genauer gesagt: Es ist nur Deine persönliche Wahrheit. Diese persönliche Wahrheit erschaffst Du selbst.
Meine Wirklichkeit = Deine Wirklichkeit?
Du glaubst, wenn Du mit anderen über eine Situation sprichst, dass Ihr genau das Gleiche meint? Leider nein.
Ein Beispiel: Stell Dir bitte einmal kurz eine Schaukel vor. Hast Du die Schaukel vor Augen? Wie genau sieht sie aus? Die Schaukel, die ich gerade in meinem Kopf habe, ist beispielsweise ein Holzbrett, das mit zwei Seilen an einem Ast eines großen Baumes befestigt ist. Was für eine Schaukel hattest Du im Kopf? Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit hattest Du nicht exakt das gleiche Bild wie ich. Und selbst bei der groben Beschreibung, die ich gerade gegeben habe, ist noch viel Spielraum: Welche Farbe hat das Holzbrett? Aus welchem Holz ist es? Wie genau sehen die Seile aus? Was für ein Baum ist es? Und wo steht er?
Man sollte doch eigentlich meinen, bei so einem einfachen Begriff wie einer Schaukel haben wir alle das gleiche Verständnis. Mit dem Beispel konnte ich Dir hoffentlich zeigen, dass dem nicht so ist. Dann stell Dir jetzt mal vor, wie es mit abstrakteren Begriffen wie Erfolg, Freiheit, Sinn oder Familie ist.
Anderes Beispiel: Aina und Marie sitzen gemeinsam im Café. Anschließend fragen wir beide unabhängig voneinander, wie sie das Café fanden. Aina beschreibt, dass es sehr gemütlich war, sie sich ganz in Ruhe unterhalten konnten und der Kellner sehr nett war. Marie hingegen erzählt, dass sie den Kellner unaufmerksam fand und sich gewünscht hätte, dass er häufiger nachfragt, ob sie noch etwas bestellen möchte. Wie kann das sein, wo doch beide im gleichen Café waren und den gleichen Kellner hatten? Und wer von beiden hat recht?
Du konstruierst Deine Wirklichkeit selbst – und zwar in Abhängigkeit davon, worauf Du Dich fokussierst und was Du glaubst. Es ist daher sinnlos, sich über die eine Wahrheit zu streiten: Beide haben recht. Aber lass uns von vorne anfangen.
Du konstruierst Deine Wirklichkeit
Unser Gehirn ist ein Meister im effizienten Verarbeiten von Informationen. Und zwar im ersten Schritt, indem es sehr stark filtert, was überhaupt an Informationen verarbeitet wird. Und das ohne, dass Du dafür irgendetwas bewusst tun müsstest. Zum Glück: Stell Dir mal vor, Du würdest gerade in jeder Millisekunde neu wahrnehmen, dass Du gerade auf einen Bildschirm schaust und einzelne Buchstaben vor Dir hast, und müsstest darüber nachdenken, welche Bedeutung diese Buchstaben in ihrer Kombination haben, wie Du dieses Gerät vor Dir bedienst und so weiter. Du wärest völlig überfordert und zu nichts mehr fähig 😉
Im Laufe Deines Lebens hat Dein Gehirn sich also unglaublich viele Programme erarbeitet, die es unbewusst abspielt. Vom Programm morgens Aufstehen, über Zähneputzen, über eine Straße überqueren bis hin zu Deinen Job machen. Du brauchst Dir über all das keine (bewussten) Gedanken machen. All das wäre ganz hervorragend, wenn diese unbewussten Programme alle förderlich für das wären, was Du bewusst willst.
Zu den unbewussten Programmen Deines Gehirns gehören nämlich auch all die Überzeugungen, die Du von der Welt hast. Und die sind abhängig von den Erfahrungen, die Du bisher in Deinem Leben gemacht hast. Wenn Du in einer Familie groß geworden bist, in der viel Wert auf Leistung gelegt wurde, hast Du vielleicht die Überzeugung „Ich muss mich anstrengen“ übernommen. Wenn Du die Erfahrung gemacht hast, dass Deine Eltern wenig Zeit für Dich hatten, dann hast Du vielleicht die Überzeugung „Ich bin nicht wichtig“ übernommen.
Bei diesen Überzeugungen spricht man auch von den sogenannten Glaubenssätzen.
Es sind Überzeugungen, die Du glaubst und von denen Du fest überzeugt bist, dass sie wahr sind: Es ist halt so, dass Arbeit anstrengend ist. oder Um erfolgreich zu sein, muss ich viel arbeiten. oder Wenn mir etwas richtig viel Spaß macht, dann kann ich damit nicht viel Geld verdienen. oder Ich bin halt so (vergesslich, ungeduldig, ungeschickt, …).
Mit diesen Glaubenssätzen gehst Du durch die Welt. Du kannst Dir das wie eine Brille vorstellen, die mit all Deinen Glaubenssätzen gefärbt ist. Die jeweilige Färbung der Brille bestimmt darüber, was Du wahrnimmst. Nur Dinge, die zu Deinen Vorstellungen passen, werden durch den Filter der Brille durchgelassen. Alles andere würde schließlich Aufwand für Dein Gehirn bedeuten: Es müsste die über Jahre perfektionierten Programm umprogrammieren – und das ist anstrengend.
Wenn Marie’s Brille in dem Café-Beispiel mit dem Glaubenssatz „ich bin nicht wichtig“ gefärbt ist, dann führt das Verhalten des zurückhaltenden Kellners dazu, dass sie sich ignoriert und unhöflich behandelt fühlt. Durch diese Erfahrung fühlt sie sich in ihrem Glaubenssatz noch mehr bestätigt („Wusste ich’s doch, ich bin halt nicht wichtig. Selbst der Kellner ignoriert mich.“). Der Glaubenssatz führt außerdem dazu, dass Marie sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält. Zum Beispiel auch zurückhaltend, anstatt sich einfach zum Kellner umzudrehen und ihn auf sich aufmerksam zu machen. Oder indem sie Aina mehr zuhört als selbst von sich zu erzählen. Und nachher wundert sie sich, warum Aina so wenig Interesse an ihrem Leben gezeigt hat…
Sich selbst erfüllende Prophezeiung
Du merkst es wahrscheinlich schon: Es ist ein Kreislauf, der zu einem Teufelskreis werden kann.
Denn Deine Gedanken führen dazu, wie Du Dich fühlst. Das wiederum führt dazu, wie Du Dich verhältst. Dein Verhalten hat Einfluss auf die Reaktionen der anderen und die Erfahrung, die Du dabei machst, beeinflusst wieder Deine Gedanken und Überzeugungen dazu, wie die Welt ist.
Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Marie denkt, sie sei nicht wichtig. Dadurch fühlt sich unsicher. Daraus resultiert ihr Verhalten: zurückhaltend, abwartend, vielleicht sogar etwas forsch. Der Kellner nimmt dieses Verhalten wahr und reagiert seinerseits mit zurückhaltendem Verhalten. [Nebenbei bemerkt: Genau das, was sie dem Kellner unterstellt.] Marie fühlt sich durch diese Reaktion bestärkt in ihrem Gedanken, sie sei nicht wichtig.
Marie könnte alternativ auch glauben, dass sie wichtig ist. Das würde ihr das Gefühl von Sicherheit geben. Sie würde ganz entspannt und selbstbewusst im Café sitzen. Und wenn sie noch etwas bestellen möchte, einfach den Kellner auf sich aufmerksam machen. Dieser würde ihr bringen, was sie sich wünscht. Und Marie würde sich darin bestätigt fühlen, dass sie wichtig ist und ihre Bedürfnisse erfüllt werden.
In der exakt gleichen Situation bestimmt also der Gedanke und die damit verbundene Erwartung von Marie darüber, was sie erleben wird. Diesen Prozess nennt man auch die sich selbst erfüllende Prophezeihung.
Egal ob Du glaubst, dass Du etwas kannst oder es nicht kannst, Du wirst recht behalten. “
Henry Ford
Welche Stories erzählst Du Dir?
Der erste Schritt, um etwas zu verändern, besteht darin, dass Du Dir dieses Kreislaufes und Deiner Glaubenssätze bewusst wirst. Nur dann kannst Du daran etwas verändern.
Also, beobachte Dich selbst in den nächsten Tagen einmal ganz bewusst in verschiedenen Alltagssituationen. Und (hinter)frage dabei:
- Welche Stories erzählst Du Dir selbst und anderen über Dich selbst? Und gibt es alternative Stories, die auch wahr sein könnten?
- Was glaubst Du, wer Du bist?
- Und wer wärest Du eigentlich gerne? Was würdest Du gerne über Dich glauben?
5 Glaubenssatz-Klassiker
Ich muss mich beeilen. Ich muss es allen recht machen. Ich muss stark sein. Ich muss mich anstrengen. Ich muss perfekt sein.
Das sind 5 ganz typische Glaubenssätze, die auch als die inneren Antreiber bezeichnet werden. Da jeder von uns diese (in unterschiedlich starker Ausprägung) hat, widme ich ihnen das nächste INSPIRED WOMEN MEETUP am 8. März.
Bei dem INSPIRED WOMEN MEETUP zum Thema innere Antreiber lernst Du, …
- was die inneren Antreiber ausmacht und wie sie sich im Alltag zeigen
- wie Du Dein eigenes und das Verhalten anderer besser verstehen kannst
- wie Du Dich von Deinen (zu starken) Antreibern lösen kannst bzw. wie Du sie bewusst für Dich nutzt
In Kleingruppen werden wir unsere persönlichen Erfahrungen rund um die Antreiber und weitere Glaubenssätze teilen und Best Practices zum Umgang mit ihnen sammeln. Und natürlich wird es viel Raum und Möglichkeiten zum Austauschen, Voneinander-Lernen und Netzwerken geben.
Bist Du dabei?
Hier kannst Du Dich für das Meetup anmelden (nur solange es noch Tickets gibt):
Du hast Fragen oder möchtest individuelle Unterstützung?
Melde Dich gerne bei mir über info@luisabergholz.com!
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