Digitales Impuls-Café by Luisa Bergholz

NEW WORK – EIN NEUES VERSTÄNDNIS VON ARBEIT

„Neue Arbeit ist mehr als alte Arbeit mit Internetanschluss“ hat brand eins sehr treffend die Missverständnisse rund um das Buzzword beschrieben. New Work steht für ein neues Verständnis von Arbeit und damit verbunden mit neuen Arbeitsformen.

Die drei Säulen von New Work

Der New Work-Begriff wurde schon in den 1970er-Jahren von dem Sozialphilosophen Frithjof Bergmann geprägt. Bergmann war und ist der Meinung, dass Kapitalismus und die damit verbundene Lohnarbeit die Menschen unfrei machen. Er sah schon damals in dem technischen Fortschritt die Chance, dass die klassische Lohnarbeit in kürzerer Zeit verrichtet werden kann und die Menschen die dadurch gewonnene Zeit nutzen können, um eine für sie sinnstiftende Tätigkeit zu finden und mehr Teilhabe an der Gemeinschaft zu haben. New Work geht daher mit einem neuen Verständnis von Arbeit einher.

Nach Bergmann besteht Neues Arbeiten aus 3 Säulen, die jeweils ca. 1/3 unserer Zeit einnehmen sollten:

  • Lohnarbeit: Lohnarbeit bleibt für die meisten Menschen ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Die Zeit, die wir mit ihr verbringen wird jedoch geringer, und die Arbeit selbst ändert sich auch. Zum Beispiel werden starre Hierarchien aufgelöst, Mitarbeitende können mehr mitgestalten und sich selbst bei der Arbeit weiterentwickeln.
  • Calling / Berufung: Ziel der neuen Arbeit ist es, dass jeder seine Berufung auslebt. D. h. das macht, was er wirklich, wirklich will. Mehr dazu im nächsten Absatz.
  • Eigenarbeit: Das meiste, was wir zum Leben brauchen, können wir selbst herstellen. Gerade auch durch den technischen Fortschritt und Erfindungen wie die 3D-Drucker. Aus DIY (Do It Yourself) wird so HITEC-DIY.

Was willst Du wirklich, wirklich?

Die zentrale Frage, die sich im Zusammenhang von New Work jede von uns stellen sollte:

„Was will ich wirklich, wirklich?“

Dieses „was will ich wirklich, wirklich?“ braucht nicht unbedingt in der klassischen Lohnarbeit gelebt werden. Dadurch, dass Tätigkeiten für das Gemeinwohl mehr in den Fokus rücken, werden auch Tätigkeiten zu „Arbeit“, die bisher nicht als Arbeit verstanden wurden. Außerdem bedeutet Berufung auch nicht, dass es die Tätigkeiten sind, die Dir kurzfristig viel Spaß bringen. Es geht um Tätigkeiten, die Du als sinnstiftend und wertschöpfend erlebst und die Dich in Deiner Entwicklung fordern. Das ist häufig zu Beginn erst einmal unbequem und ungewohnt. Vielleicht hast Du sogar zunächst Angst davor. Das ist ein ganz gutes Indiz dafür, dass Du auf dem richtigen Weg bist 😉

Wie findest Du heraus, was Du wirklich, wirklich möchtest?

Die wenigsten Menschen wissen, was sie wirklich, wirklich möchten. Und viele haben sich die Frage noch nie gestellt. Sie zu beantworten, ist gar nicht mal so leicht. In der Formulierung „wirklich, wirklich“ selbst wird schon deutlich, dass eine oberflächliche Antwort auf die Frage nicht ausreicht. Durch reines Nachdenken kommen die wenigsten zu ihrer Berufung. Stattdessen hilft es, wenn Du möglichst viele verschiedene Tätigkeiten ausprobierst und Dich währenddessen selbst beobachtest. Bei welchen Tätigkeiten hast Du die Zeit und alles um Dich herum vergessen? Wo hast Du Dich ganz im Einklang mit Dir selbst gefühlt?

Du bist vielseitig interessiert und möchtest Dich nicht auf eine Sache festlegen? Zunächst einmal kann es auch sein, dass Du nicht nur eine, sondern mehrere Berufungen hast. Schau einmal, ob es eine verbindende Klammer gibt, die all die Tätigkeiten, die Du gerne machst, umfasst. Meist gibt es einen roten Faden, der sich durch Dein Leben zieht. Dabei kann es helfen, wenn Du Dich mit anderen dazu austauschst. Bestenfalls Menschen, die eine gewisse Distanz zu Dir haben, damit sie Dir den Blick von außen spiegeln können. Deine Eltern oder Deine beste Freundin stecken selbst zu tief in „Deinem System“ drin.

Wenn Du Dich intensiv mit der Frage auseinandersetzen möchtest, dann ist der Online-Kurs „Was will ich wirklich, wirklich?“ genau das Richtige für Dich!

New Work needs Inner Work

Arbeit nach dem neuen Verständnis im Sinne von New Work wird immer weniger durch Profitstreben bestimmt. Die Bedürfnisse der Individuen, die die Arbeit verrichten, rücken mehr in den Fokus. Unternehmen, die New Work leben, unterstützen ihre Mitarbeitenden dabei, herauszufinden, was sie wirklich, wirklich wollen, und begleiten sie in ihrer Entwicklung. Das alte Arbeitssystem mit seinen starren Strukturen und Prozessen hat wenig Freiraum für das Individuum und dessen Entfaltung gelassen. Gleichzeitig geben solche äußeren Strukturen und Prozesse den Menschen, die darin leben, sehr viel Sicherheit und Orientierung.

Um flexibel auf sich schnell ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können, lösen viele Unternehmen bisherige Strukturen und Prozesse auf. Mitarbeitende können und sollen auf einmal selbst Entscheidungen treffen oder arbeiten in selbstorganisierten Teams. Wenn die Strukturen und Prozesse im Außen wegfallen, dann brauchen wir Strukturen in unserem Inneren, um das Sicherheitsgefühl selbst herstellen zu können. Eine wesentliche Kompetenz dafür ist die Selbstreflexion. Denn nur, wenn Du weißt, wie es Dir geht (mental, emotional, körperlich) und Du Deine eigenen Bedürfnisse wahrnimmst, kannst Du diese auch äußern.

Eine weitere wichtige Kompetenz ist die Empathie. Wenn es keine Führungskräfte mehr gibt, die den unzuverlässigen Kollegen „auf Spur“ bringen oder den Konflikt mit der Kundin klären, dann bist Du auf einmal selbst gefragt, das Thema anzusprechen und gemeinsam eine konstruktive Lösung zu finden. Dazu ist es nicht nur notwendig, das eigene Verhalten, sondern auch das der anderen zu reflektieren und deren Bedürfnisse zu erkennen.

Viele Veränderungsprozesse, bei denen Unternehmen New Work einführen wollen, spielen sich nur auf den Ebenen von Strukturen, Werkzeugen und Orten ab. Neue Bürokonzepte mit schicken Sitzecken und Kickertischen werden entwickelt oder agile Methoden wie die Einführung von Dailies oder Sprints werden eingeführt – aber die Menschen und damit verbunden die Haltung und die Kultur ändern sich nicht. Solche New Work-Prozesse scheitern meist.

Instrumente von New Work

Jeder Mensch und jedes Team ist anders. Daher kann man nicht einfach eine funktionierende New Work Struktur eines Unternehmens auf ein anderes Unternehmen überstülpen. Jedes Team / Unternehmen darf sein eigenes New Work definieren. Dabei gilt nicht immer „je mehr desto“. Für manche Organisationen passt mehr, für andere weniger Hierarchie, für manche mehr, für andere weniger Transparenz…

Die zahlreichen möglichen Instrumente für New Work lassen sich in fünf Kategorien zusammenfassen:

  • Teilhabe: Mitarbeitende entwickeln die Strategie mit, definieren selbst Ziele, entscheiden was und wie sie lernen uvm.
  • Führung: Führung wird als Aufgabe und nicht als Jobtitel verstanden. In manchen Unternehmen wählen die Mitarbeitenden ihre Führungskräfte in regelmäßigen Abständen, in anderen werden die ursprünglichen Führungsaufgaben auf mehrere Rollen verteilt (z. B. Product Owner und Srum Master).
  • Agilität: Mit Agilität ist „eine neue Art der Zusammenarbeit gemeint, die nicht mehr auf einen fixen Plan und dessen rigorose Umsetzung setzt. Stattdessen steht ein gemeinsames Verständnis des gewünschten Ergebnisses und ein ständiges Nachjustieren des Prozesses im Mittelpunkt.“ (New Work Glossar). Bekannte agile Methoden bzw. Rahmenwerke sind zum Beispiel Kanban oder Scrum.
  • Flexibilität: Es gibt immer mehr flexible Arbeitszeiten von Gleitzeit bis hin zu völliger Selbstbestimmung der Mitarbeitenden, wann und wie viel sie arbeiten möchten und wann und wie viel Urlaub sie nehmen. Auch Job Rotation, also der Wechsel der Aufgaben innerhalb eines Unternehmens ist ein Beispiel für Flexibilität.
  • Neue Bürokonzepte: In den Bürokonzepten wird New Work besonders stark nach außen sichtbar. In vielen Büros haben die Mitarbeitenden keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern suchen sich abhängig von ihrer jeweiligen Aufgabe einen Platz aus. Und in manchen Unternehmen arbeiten die Mitarbeitenden komplett remote.

Fazit

New Work ist ein neues Verständnis von Arbeit mit drei zentralen Werten:

  • Wertorientiertes Handeln
  • Selbstverwirklichung
  • Teilhabe an der Gesellschaft

Und dazu gehören 3 Dimensionen, die alle berücksichtigt werden sollten, damit New Work gelingt: Menschen, Orte und Werkzeuge.

Quellen:
New Work needs Inner Work (Joana Breidenbach, Bettina Rollow)
Neue Arbeit, Neue Kultur (Frithjof Bergmann)

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1 Kommentar zu „NEW WORK – EIN NEUES VERSTÄNDNIS VON ARBEIT“

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