Woran denkst Du beim Begriff Netzwerken?
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich aus voller Überzeugung gesagt habe: „Netzwerken? Nee, das ist nicht meins.“
Wenn ich an Netzwerken dachte, dachte ich an anstrengende Veranstaltungen mit vielen (unbekannten) Menschen, die gekünstelt Smalltalk halten und sich alle gegenseitig daraufhin abchecken, ob der oder die andere ihnen kurz- oder mittelfristig von Nutzen sein könnte. Anstrengend, gekünstelt, manipulativ… bei diesen Assoziationen ist es wohl kein Wunder, dass ich keine Lust auf Netzwerken hatte. So war ich nicht und so wollte ich auf keinen Fall werden. Inzwischen weiß ich:
Netzwerken kann auch ganz anders aussehen!
Dank einiger wunderbarer Menschen wurde ich vor ca. 3 Jahren in die andere Welt des Netzwerkens eingeführt. Ich erinnere mich noch gut, wie ich bei meinem ersten Meetup ankam – einem Regionaltreffen der Corporate Learning Community. Ein Raum mit einer Gruppe größtenteils fremder Menschen, die alle eines einte: Die gemeinsame Leidenschaft für das Thema Lernen. Eine der Gastgeberinnen kam lächelnd auf mich zu, begrüßte mich und schien aufrichtig und ehrlich an mir interessiert zu sein. Sie stellte mich dann gleich ein paar anderen Menschen im Raum vor und dank des gemeinsamen Themas (Lernen und Personalentwicklung) war gar kein Smalltalk nötig. Ich konnte einfach über das Sprechen, was mich interessiert.
Das Meetup war super moderiert, so dass alle miteinbezogen wurden. Was mich besonders überraschte und begeisterte: Niemand stellte sich in den Vordergrund, versuchte sich zu profilieren oder sonst etwas. Stattdessen teilten alle offen und ehrlich ihre Erfahrungen und Ideen. Es war auch völlig egal, ob jemand schon oft oder zum ersten Mal dabei war und wie viel Erfahrung jemand mitbrachte.
Dieses Netzwerken war geprägt von Interesse, Wertschätzung, Authentizität, Großzügigkeit und dem Wunsch, gemeinsam zu wachsen.
An diesem Abend fiel ich total inspiriert in mein Bett. Und durfte mein Konzept von Netzwerken komplett neu überdenken.
Magie des Netzwerkens
Seit diesem Abend netzwerke ich sehr viel und gerne. Über Netzwerke habe ich mich persönlich und fachlich sehr stark weiterentwickelt. Aus einigen Netzwerkbegegnungen haben sich mit der Zeit wunderbare Freundschaften entwickelt, aus anderen Kooperationen und gemeinsame Projekte. Und obwohl ich als Solopreneurin (bisher) keine direkten Kolleg:innen habe, habe ich durch verschiedene Netzwerke und gemeinsame regelmäßige Termine im Laufe der Woche das Gefühl, Kolleg:innen zu haben: Montags starte ich mit einem virtuellen Kaffee mit einer internationalen Gruppe an Facilitatorn in die Woche und Mittwochs gibt’s gemeinsames Lernen und Inspiration beim Lunch&Learn. Beide Formate sind so aufgebaut, dass die Teilnehmenden selbst das Programm gestalten. Manchmal gebe ich selbst Impulse, manchmal bin ich „nur“ Teilnehmerin. Freitagsnachmittags arbeite ich im virtuellen Co-Working mit anderen Selbstständigen parallel an meinem Unternehmen. Dazu kommen regelmäßige Sparrings mit anderen Coaches und weitere Treffen.
In keinem der Fälle habe ich das zu Beginn geplant oder erwartet. Und ich glaube genau darin liegt die Magie des Netzwerkens: Sich einfach ganz offen darauf einzulassen, ohne zu wissen, was passiert. Vielleicht entsteht ein interessantes Gespräch und Du erhältst neue Perspektiven. Oder Du kannst Dein Wissen teilen. Oder Du bekommst einen Tipp für eine spannende Veranstaltung. Und vielleicht führt Dich das auch zu einer neuen Freundschaft, einem neuen Job, neuen Kolleg:innen oder etwas ganz anderem.
Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich auch vorher schon genetzwerkt habe – ich habe es nur nicht so genannt. Für mich ist es ganz normal, Interesse an meinem Gegenüber zu zeigen und meine Erfahrungen offen zu teilen. Am liebsten in kleineren Gruppen, in denen eine echte Begegnung von Mensch zu Mensch möglich ist. Dafür hilft es mir persönlich sehr, wenn es ein konkretes Thema und eine gute Moderation/Struktur gibt, die alle mit einbezieht. Ein paar weitere meiner Learnings zum Thema Netzwerken habe ich hier für Dich zusammengestellt:
Meine Tipps zum Netzwerken
- Streiche den Glaubenssatz „Ich bin nicht gut im Netzwerken“ und schaue stattdessen, wo und wie Du bereits ganz natürlich netzwerkst
- Welche Themen begeistern Dich? Suche zu diesen Themen nach Netzwerken auf Plattformen wie LinkedIn, Meetup u. ä.
- Methoden wie Working Out Loud können ein einfacher Einstieg sein, um die Scheu vor dem Netzwerken mit einer strukturierten Vorgehensweise zu verlieren
- Gehe offen und unvoreingenommen auf andere Menschen zu. Du kannst von jedem Menschen etwas lernen und umgekehrt. Sei neugierig und interessiert und schau, was passiert.
- Geben vor Nehmen! Frage Dich nicht, was andere Dir geben können. Sei selbst großzügig. Das kann sein, indem Du jemandem Deine Aufmerksamkeit schenkst, Deine Erfahrung oder einen Tipp teilst, Menschen miteinander vernetzt… Vielleicht bekommst Du nicht direkt von der Person, der Du etwas gegeben hast, etwas zurück. Genau hier liegt die Magie des Netzwerkens: Wenn alle großzügig geben, dann bekommst Du auf ganz anderen Wegen etwas zurück als Du es vorher vielleicht für möglich gehalten hast.
- Frage nach Hilfe. Das war der Punkt, an dem ich selbst am meisten lernen durfte. Andere Menschen helfen in der Regel unglaublich gerne. Dazu müssen sie jedoch wissen, dass und wie sie helfen können. Also stelle Deine Fragen und bitte um Hilfe.
- Qualität vor Quantität. Es geht nicht darum, so viele Menschen wie möglich kennenzulernen und (virtuelle) Visitenkarten loszuwerden. Ein intesives Gespräch mit ein oder zwei Menschen ist in meinen Augen viel wertvoller und erfüllender als ein kurzer Smalltalk mit 20 Menschen.
- Joy Of Missing Out (JOMO). Du kannst nicht auf allen Hochzeiten bzw. Netzwerkveranstaltungen tanzen. Wähle die aus, die Dir gefallen, bei denen Du Dich wohlfühlst und Inspiration für Dich mitnehmen kannst.
Einfach selber machen
Du findest kein passendes Netzwerk(format) für Dich oder vermisst eines zu einem bestimmten Thema oder mit bestimmten Menschen oder mit einer bestimmten Struktur? Warum baust Du es nicht einfach selbst auf? So habe ich es auch gemacht:
In meiner Umgebung habe ich ein Netzwerk vermisst, bei dem ich mich mit gleichgesinnten Frauen austauschen und weiterentwickeln kann. Also habe ich einfach meine eigenen Meetups ins Leben gerufen: Die INSPIRED WOMEN MEETUPS.
Seit Frühjahr 2019 treffen wir uns regelmäßig zum Austauschen, voneinander Lernen und Aufbauen eines Netzwerkes, in dem wir uns gegenseitig inspirieren und unterstützen. Jedes der Meetups steht unter einem Fokusthema, zu dem es einen Impulsvortrag von mir oder einer der anderen INSPIRED WOMEN gibt. Inhaltlich geht es um Themen wie (weibliche) Führung, Neues Arbeiten, Karrieremodelle, Work Life Balance, Persönlichkeitsentwicklung uvm. Neben dem fachlichen Impuls steht der Austausch im Vordergrund. Die Meetups bieten einen geschützten Rahmen, in dem wir unsere persönlichen Erfahrungen teilen, Fragen und Herausforderungen einbringen und Ideen austauschen können. Gerade weil ich selbst eher introvertiert bin, baue ich die Meetups so auf, dass sich alle gleichermaßen einbringen können. Einige Frauen sind seit dem ersten Treffen im Mai 2019 regelmäßig dabei, gleichzeitig kommen auch immer wieder neue Gesichter dazu und werden herzliche aufgenommen.
Lust, dabei zu sein?
Komm gerne einfach zum nächsten Meetup dazu! Das nächste INSPIRED WOMEN MEETUP findet am 1. September 2021 online statt. Unser Fokusthema: Emotionen am Arbeitsplatz.
Hier gibt’s alle Infos und die Anmeldung:
Wie ist es bei Dir?
Was für Erfahrungen hast Du mit Netzwerken gemacht? Welche Erkenntnis aus diesem Beitrag möchtest Du für Dich mitnehmen? Schreibe es mir in einer E-Mail an info@luisabergholz.com – ich freue mich riesig von Dir zu lesen!
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