Digitales Impuls-Café by Luisa Bergholz

WIE GEHT ES DIR?

„Wie geht es Dir?“ ist eine der häufigsten Fragen, die wir uns gegenseitig im Alltag stellen. Man könnte also meinen, dass wir Experten darin sind, die Frage zu beantworten. Sind wir es? Nein. Denn häufig ist die Frage eine höfliche Floskel, die automatisch nach dem „Hallo“ angefügt wird. Die Person, die sie stellt, erwartet in der Regel keine Einblicke in Deine aktuelle Befindlichkeit und ist in Gedanken bei etwas ganz anderem. Und Du antwortest aus Gewohnheit und ohne groß nachzudenken einfach mit „Danke gut und Dir?“. Unabhängig davon, ob das wirklich stimmt oder nicht. Wir spielen ein soziales Skript ab.

Ich habe vor einiger Zeit angefangen, bewusster mit der Frage umzugehen und mich mit vielen Personen dazu ausgetauscht. Meine Erkenntnis: Es ist gar nicht so leicht, „richtig“ auf die Frage zu antworten.

Wir haben den Bezug zu uns verloren

Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass wir bewusst lügen, wenn wir einfach mit „gut“ antworten. Häufig geben wir keine richtige Antwort auf die Frage, weil wir es schlichtweg nicht besser wissen. Um umfassend auf die Frage antworten zu können, brauchen wir einen guten Kontakt zu uns selbst – und zwar zu unserer kognitiven, physischen und emotionalen Ebene.

  • Kognitive Ebene: Welche Gedanken hast Du? Womit beschäftigst Du Dich gerade in Gedanken? Was bewegt Dich? …
  • Physische Ebene: Wie fühlt sich Dein Körper an? Hast Du einen verspannten Nacken? Ein Kribbeln im Bauch? …
  • Emotionale Ebene: Welche Emotionen nimmst Du wahr? Fühlst Du Dich freudig, verärgert oder ängstlich? … (Gut ist übrigens kein Gefühl 😉 )

Der Zugang zu diesen drei Ebenen fällt uns unterschiedlich leicht. Manche haben zum Beispiel einen guten Zugang zur physischen Ebene, tun sich jedoch schwer damit ihre Emotionen wahrzunehmen und zu benennen. Andere können sehr gut beschreiben, was sie gedanklich umtreibt, merken körperliche Signale jedoch erst, wenn der Körper sich mit starken Schmerzen meldet. Und manche sind so sehr mit ihrer Aufmerksamkeit im Außen, versuchen den Erwartungen anderer gerecht zu werden und funktionieren nur noch – so dass sie zu keiner der drei Ebenen Zugang haben. Wie ist es bei Dir? Gibt es eine Ebene, zu der Du leichter Kontakt herstellen kannst? Gibt es eine, bei der Dir der Zugang besonders schwer fällt?

In unserem hektischen Alltag haben wir (oder zumindest viele von uns) den Bezug zu uns verloren und wissen oftmals nicht, wie es uns geht. Um die Frage beantworten zu können, müssten wir jedes Mal kurz innehalten und aufmerksam in uns hineinspüren. Jedes Mal? Ja, denn Dein Zustand kann sich im Laufe eines Tages immer wieder ändern. Seit ich bewusster mit der Frage umgehe, sind meine Antworten deutlich länger und differenzierter geworden als früher. Häufig sage ich so etwas wie „Gerade fühle ich mich entspannt/zufrieden/unter Strom/…, im privaten Bereich geht es mir gerade so, im beruflichen Bereich so und gesundheitlich so…“.

Heißt das, dass Du nun jedem ausführlich von Deiner aktuellen Befindlichkeit berichten sollst?

Natürlich nicht. Die Ausführlichkeit Deiner Antwort hängt stark von der fragenden Person und der Situation ab. Du bestimmst, inwiefern Du Dich Deinem Gegenüber öffnen möchtest und teilen möchtest, wie es Dir gerade wirklich geht. Das hat sehr viel mit Vetrauen zu tun und dieses Vertrauen darf sich Dein Gegenüber verdienen: Taste Dich schrittweise vor, teile das, was Du teilen möchtest und beobachte, wie die Person reagiert und wie Du Dich damit fühlst. Passend dazu finde ich dieses Zitat von Brené Brown:

Our stories are not meant for everyone. Hearing them is a privilege, and we should always ask ourselves this before we share: „Who has earned the right to hear my story?“

Brené Brown

Ebenso gibt es Situationen, in denen Du Dich nicht danach fühlst, weit auszuholen – selbst wenn das Vetrauen zu der Person da ist. Sei es, weil Du gerade auf dem Weg zu einem Termin bist oder die Umgebung sich für Dich nicht passend anfühlt. Oder weil Du spürst, dass Du gerade eher Ablenkung brauchst.

Gleichzeitig fände ich es schön, in einer Welt zu leben, in der wir auf die Frage „Wie geht es Dir?“ auch einfach ehrlich antworten können „Gerade nicht so gut“, ohne dass wir damit Irritationen auslösen oder uns dafür rechtfertigen brauchen. Für mehr Menschlichkeit und Authentizität im Alltag. Jede von uns hat schließlich Momente, in denen wir uns nicht gut fühlen – egal ob kognitiv, physisch oder emotional. Ich handhabe es schon seit einer ganzen Weile so, dass ich mich anderen bewusst mehr zumute, indem ich offener teile, wie ich mich fühle. Das hat in den meisten Fällen übrigens dazu geführt, dass sich die andere Person ebenfalls mehr geöffnet hat und wir eine tiefere Vetrauensbasis geschaffen haben.

In jedem Fall kann uns die Frage „Wie geht es Dir?“ – selbst wenn sie unachtsam gestellt wird – dabei helfen, achtsamer mit uns selbst umzugehen. Mehr auf uns selbst und unsere Bedürfnisse zu achten.

Fazit – Was kannst Du konkret tun?

Was kannst Du nun also tun, wenn Du achtsamer mit der Frage umgehen möchtest und sowohl von den anderen als auch von Dir selbst eine echte bzw. ehrliche Antowrt auf die Frage bekommen möchtest?

Wenn Du die Frage stellst:
  • Frage „Wie fühlst Du Dich?“ statt „Wie geht es Dir?“. Allein diese Umformulierung führt dazu, dass Dein Gegenüber nicht so schnell in den Automatismus des „danke, gut“-Antwortens verfällt.
  • Stell die Frage erst im Laufe des Gesprächs und nicht im ersten Satz der Begrüßung. Wenn Dein gegenüber Dir offen mitteilt, wie es ihm geht, dann gibt er viel von sich preis und zeigt sich verletzlich. Gerade wenn wir uns eine zeitlang nicht gesehen haben, ist es gut, nicht direkt mit der Frage zu starten, sondern zunächst eine Vetrauensbasis im Gespräch zu schaffen.
  • Stell die Frage nur, wenn die Antwort Dich wirklich interessiert.
Wenn Du die Frage gestellt bekommst:
  • Nimm die Frage als Anlass für einen Self-Check-In: Nimm ein, zwei tiefe Atemzüge und spüre in Dich hinein. Nimm wahr, wie sich Dein Körper anfühlt, welche Gedanken Dich gerade umtreiben und welche Gefühle Du gerade hast.
  • Entscheide bewusst, was von dem, was Du bei dem Self-Check-In wahrnimmst, Du mit Deinem Gegenüber teilen möchtest. Mach dies auch davon abhängig, ob Dein Gegenüber sich ernsthaft interessiert an Dir zeigt.
  • Nimm Dein Self-Check-In zum Anlass, zu überprüfen, ob und wie Du Dir etwas Gutes tun kannst. Streck Dich, mach einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft, bereite Dir einen leckeren Tee zu, gönn Dir Ruhe, … was auch immer Dein Körper Dir mitteilt – nimm es wahr und gehe darauf ein.

Möchtest Du den Zugang zu Dir selbst verbessern? Oder daran arbeiten, Dein Leben mehr nach Deinen Bedürfnissen auszurichten? Vereinbare ein Gespräch mit mir (kostenlos und unverbindlich) oder schreib mir. Ich freue mich auf Dich!

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Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash

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